🛠️ Duales Studium am Puls der Zeit
#DualesStudium #Hochschulforschung #Studierendenheterogenität #RegionalImpact
Marlene Cermak & Katalin Szondy
Der Blogbeitrag beschreibt Grundüberlegungen und Konzept eines Workshops zum dualen Studium in Österreich, der für unterschiedliche Zielgruppen konzipiert wurde und aktuell umgesetzt wird. Es sollen dabei Herausforderungen des dualen Studiums breit diskutiert und durch den Austausch der verschiedenen Perspektiven innovative Lösungsansätze gefunden werden.
Duale Studiengänge haben im Jahr 2022 ihr 20-jähriges Bestehen in Österreich gefeiert und sind aus der hochschulischen Bildungslandschaft nicht mehr wegzudenken. Durch die Kooperation von zwei Lernorten – der Fachhochschule und dem Partnerunternehmen – und der damit einhergehenden laufenden Reflexion der erworbenen Kompetenzen in verschiedenen Kontexten tragen sie besonders intensiv zur Verknüpfung von Theorie und Praxis bei. Laut aktuellem Fachhochschulentwicklung- und Finanzierungsplan ist erneut eine besondere Förderung des dualen Studienmodells vorgesehen und der wertvolle Beitrag zur innovativen Entwicklung der jeweiligen Region wird betont (BMBWF, 2023, S. 43).
Doch was beschreibt die Studienform dual eigentlich genau? Darauf gibt die Definition des dualen Studiums in Österreich der Plattform Duales Studium Österreich (2017) eine erste Antwort: „Duales Studium bezeichnet die inhaltliche und strukturelle Integration von mindestens zwei gleichwertigen Lernorten – Hochschule und Unternehmen – für eine gemeinsam gestaltete Ausbildung auf Hochschulniveau“ (S. 1). Das duale Studium ist also mehr als ein Studium mit parallel stattfindender Berufstätigkeit (Witzani, 2016). Konkret ausgestaltet werden kann diese Studienform auf drei Arten: ausbildungsintegrierend, berufsintegrierend und praxisintegrierend. Letztere Form ist jene, die in Österreich überwiegend angeboten wird. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass Studierende neben dem theoretischen Wissen an der Hochschule über rund zwei Drittel der Studiendauer hinweg praktische Erfahrungen in einem Partnerunternehmen sammeln.
Unsere Tätigkeiten
Bisher wurde das duale Studium in Österreich nur wenig beforscht. Als Mitglieder der Plattform Duales Studium Österreich (https://www.dualstudieren.at/) versuchen wir, theoretische Grundlagen zu schaffen und dadurch einen Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs zu leisten – auch durch empirische Erhebungen: Cermak (2022) hat das duale Studium in Österreich erstmals unter Berücksichtigung aller am dualen Studienmodell beteiligten Personengruppen untersucht (eine Zusammenfassung ist hier zu finden). Weitere Impulsgeber*innen sind internationale Netzwerke, in denen wir aktiv tätig sind. Dazu zählen WACE (https://waceinc.org/) und Kooperationen mit anderen Hochschulen, z. B. aktuell mit der Hochschule Osnabrück. Wertvolle Erkenntnisse liefert auch die Zusammenarbeit mit regionalen Stakeholder*innen, z. B. dem Verein N’Cyan.
Aus diesen Aktivitäten heraus haben wir eine Workshopmethode erarbeitet, die die Weiterentwicklung des dualen Studienmodells vorantreiben soll. Insbesondere widmet sich der Workshop aktuellen und wiederkehrenden Herausforderungen, denen sich das duale Studium in Österreich stellen muss. Es gibt hier drei wesentliche aus der Forschung und Praxis abgeleitete Problemstellungen, die das duale Studium in Österreich beschäftigen: Diversität der Studierenden, Attraktivität bzw. Bekanntheit des dualen Studiums im Allgemeinen sowie Förderung des dualen Studiums als Treiber für Regionen bzw. zur Sicherung von Expertise und Arbeitskräften in Regionen (siehe z. B. Cermak, 2022).
Unser Konzept
Der Workshop startet daher mit einem Input zum dualen Studium in Österreich als Gegenstand der Hochschulforschung – ein Stand der Forschung mit Fokus auf aktuelle Entwicklungen wird präsentiert. Im Anschluss werden die Teilnehmenden in Kleingruppen aufgeteilt, um mit dem Einsatz von Kreativmethoden (z. B. Kopfstand-Methode) an den skizzierten Herausforderungen zu arbeiten. Die unterschiedlichen eingebrachten Expertisen und Perspektiven sollen zur Entwicklung von innovativen Lösungsansätzen und Ideen beitragen sowie Raum für offene Diskussionen schaffen. Zum Abschluss werden die Ergebnisse bei einem gemeinsamen Harvesting im Plenum zusammengetragen und eingeordnet.
Folgende Fragen leiten unser Forschungsinteresse an und rahmen auch diesen Workshop:
- Wie können duale Studiengänge noch offener für verschiedene Studierendengruppen werden? z. B. nicht-traditionelle Studierende oder das Bestreben um eine Erhöhung des Frauenanteils in technischen Studiengängen
- Wie könnte das duale Studium insgesamt noch attraktiver gestaltet werden? Wie kann die Sichtbarkeit in der Bevölkerung gesteigert werden?
- Was müsste passieren, um duale Studiengänge und Regionen noch besser voneinander profitieren zu lassen? Wie bedingen sich derartige Bildungsangebote und die Sicherung von Fachkräften in der Region? Welche Stakeholder*innen müssen besonders berücksichtigt werden?
- Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. (2023). Fachhochschulentwicklungs- und Finanzierungsplan 2023/24 – 2025/26. https://www.bmbwf.gv.at/dam/jcr:21a04113-7bae-4573-a393-e2a2bcc22920/230321_Brosch%C3%BCre_FH_Entwicklungsplan_BF.pdf
- Cermak, M. (2022). Doppelt hält besser? Ausgestaltung dualer Studiengänge in Österreich: Eine Untersuchung mit besonderem Fokus auf die Lernortkooperation [Masterarbeit]. FH Burgenland.
- Plattform Duales Studium Österreich. (2017). Definition Duales Studium Österreich. https://www.aq.ac.at/de/akkreditierung/dokumente-verfahren-fh/Plattform-DuStOe_Definition-Duales-Studium_Veroeffentlichung-2017.pdf
- Witzani, A. (2016). Duales Studium in Österreich. In W. Hauser (Hrsg.), Hochschulrecht. Jahrbuch 16 (S. 62–77). Neuer Wissenschaftlicher Verlag
Marlene Cermak
Studierte Soziologie an der Universität Wien sowie E-Learning und Wissensmanagement an der Fachhochschule Burgenland. Aktuell absolviert sie berufsbegleitend ein weiteres Masterstudium (Higher Education) an der Universität Hamburg. Seit März 2020 ist sie an der Fachhochschule St. Pölten als Mitarbeiterin im Service- und Kompetenzzentrum für Hochschulentwicklung und Qualitätsmanagement tätig. Ihre Haupttätigkeit liegt dabei im Bereich der Evaluation von Studium, Lehre und Forschung. Weitere relevante Arbeitsschwerpunkte sind Projekte im Kontext der Hochschulentwicklung und -forschung, beispielsweise zum dualen Studium (mit Fokus auf die Lernortkooperation zwischen Hochschule und Unternehmen), aber auch Lehrtätigkeiten zu den Themen wissenschaftliches Arbeiten sowie Methoden der empirischen Sozialforschung.
marlene.cermak@fhstp.ac.at