Tag für Lehrende 2024 der FHStP

07.02.2024

🗣️ Den Mind-Behaviour-Gap überwinden: Zukunftskompetenzen für Transformation und nachhaltiges Wirtschaften ausbilden!

#NachhaltigeWirtschaftslehre #Transformation  #InterTransdisziplinarität #Gegenwartsfähigkeit #Zukunftsfähigkeit #Studiengangs(weiter-)entwicklung 

 

Katrin Schwanke

Um unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sind große Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft sowie im Bildungssystem notwendig. Welche Kompetenzen sind dafür geeignet und gefragt?

Die vielfältigen Herausforderungen der Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft erfordern auch in Ausbildung und Kompetenzerwerb starke Veränderungen und neue Ansätze. Der Bedarf an neuen Fähigkeiten und Fertigkeiten wird im Bildungs- und Hochschulbereich unter Future Skills oder Zukunftskompetenzen diskutiert. Darunter verstehen wir das Vermögen, mit unvorhersehbaren, komplexen und systemischen Herausforderungen handlungs- und lösungsorientiert umzugehen. Während die Zeit für einen Turnaround hin zu tatsächlicher Nachhaltigkeit verrinnt, stellt sich die Frage, warum es insgesamt noch wenig Möglichkeiten gibt, über inter- wie transdisziplinäre Ansätze praxis- und umsetzungsorientiert zu lernen, wie nachhaltige Wirtschaft und entsprechendes Management funktionieren. Die Ausbildung von Zukunftskompetenzen ist schließlich die Voraussetzung, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, die beispielsweise an den sogenannten SDGs (Sustainable Development Goals) festgemacht werden.

Im Status Quo der Betriebswirtschaft und der meisten anderen Disziplinen liegt der Fokus in Lehre und Kompetenzvermittlung noch wenig auf innovativen, zukunftsorientierten Denkmodellen. Neuartige Methoden, gegenwarts- und zukunftsfähige Inhalte sowie interdisziplinäre Perspektiven finden genau wie Genderperspektiven oder Gender Economics wenig Berücksichtigung. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Problemen und Lösungsmöglichkeiten sowie für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung liegen auch im Bereich der Wirtschaftswissenschaften längst vor (z.B. Hochmann 2020), doch noch immer mangelt es an konkreten Umsetzungsmaßnahmen. Gegenwartstaugliche Modelle und Theorien in Ökonomie und BWL müssen die planetaren Grenzen sowie den Schutz endlicher Ressourcen und die Bewahrung der Funktions- und Reproduktionsfähigkeit der Ökosysteme in den Fokus setzen, und sind um die sozialen Dimensionen unserer demokratisch-humanistischen Werte zu erweitern.

Skizzierung des Projekts „Curriculum Z. – Zukunftskompetenzen für Transformation und nachhaltiges Wirtschaften im 21. Jahrhundert“

Für nachhaltiges Wirtschaften und Transformationsarbeit benötigen Betriebswirt*innen folglich erweiterte Kompetenzen, die im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojekts „Curriculum Z. – Zukunftskompetenzen für Transformation und nachhaltiges Wirtschaften im 21. Jahrhundert“ identifiziert und bereits fortlaufend in der Lehre trainiert werden (vgl. Schwanke, Domes, Niessen 2023). Folgende Fragestellungen stehen hier im Mittelpunkt:

  1. Welche Kompetenzen und Fertigkeiten benötigen (angehende) Betriebswirt*innen, um eine sozial-ökologische Transformation partizipativ und wohlfahrtsorientiert zu gestalten?
  2. Wie sind die Inhalte, Theorien und Modelle der Wirtschaftswissenschaften mit ihren Lösungsansätzen und speziell die Betriebswirtschaft in den jeweiligen Fächern weiterzuentwickeln?
  3. Wie werden diese Kompetenzen methodisch-didaktisch bestmöglich vermittelt und wie werden Lernende dazu motiviert, sich diese umsetzungsorientiert anzueignen?
  4. Wie kann über die Rückkopplung an die Praxis ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz verfolgt werden, um die ressourcen- und klimaschonenden Auswirkungen einer nachhaltigen Wirtschaftsweise in den Alltag zu integrieren und den Theorie-Praxis-Transfer zu stärken?

Wie entsprechende Kompetenzen im Studium durch interaktive Lehr- und Lernformate trainiert werden können, lässt sich im Studiengang Management in der Ökobranche an der Technischen Hochschule Nürnberg insbesondere in den im Rahmen des Projekts Curriculum Z. neu und weiterentwickelten Fächern wie Studium Fundamentale, Ressourcen- und Reproduktionswirtschaft oder VWL und nachhaltige Wirtschaftslehre veranschaulichen. In diesen Fächern werden Themen einer nachhaltigen Unternehmenskultur/-führung und ihre Bedingungen kontinuierlich und verknüpfend dargestellt und realitätsnahe Umsetzungsmöglichkeiten aufgezeigt. In Anlehnung an das „Scholarship of Teaching and Learning“ erfolgt die wissenschaftliche Befassung „mit der eigenen Lehre und / oder dem Lernen der Studierenden im institutionellen Umfeld durch Untersuchungen und systematische Reflexionen mit der Absicht, die Erkenntnisse und Ergebnisse der interessierten Öffentlichkeit bekannt und damit dem Erfahrungsaustausch und der Diskussion zugänglich zu machen“ (Huber et al. 2014, S. 7). So werden die Prozesse im Projekt Curriculum Z. forschend begleitet, und die Stärkung eines Theorie-Praxis-Transfers angestrebt.

Gemeinsam mit den Studierenden beschäftigen wir uns mit zukunftsorientierten Lösungen und diskutieren mit Expert*innen aus der unternehmerischen Praxis, welche Kompetenzen und Lösungsansätze gefragt sind, und wie sich diese bestmöglich vermitteln lassen. Dazu konnten wir kürzlich auf dem Sustainable Economy Summit in Berlin mit Verantwortlichen der Branche Interviews führen, die uns die Relevanz spezifischer Kompetenzen wie beispielsweise Reflexionsfähigkeit, Fähigkeit zum Perspektivwechsel, Lern- und Veränderungsbereitschaft und Kritikfähigkeit bestätigt haben. Wie sich diese und weitere Kompetenzen nicht nur in einem betriebswirtschaftlichen Studiengang, sondern insgesamt bestmöglich fördern lassen, soll in diesem Konferenzbeitrag aufgezeigt und diskutiert werden.

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