Tag für Lehrende 2024 der FHStP

07.02.2024

⚡ Orchestrierung von Blended Learning anhand des Projekts „Writing Lab @FHWien der WKW"

#BlendedLearning #OpenEducationalRessources #Lernarrangements #Schreibkompetenz

 

Silke Schwaiger

In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, wie Blended Learning-Formate lernförderlich konzipiert, durchgeführt und evaluiert werden können - und welche Learnings und Handlungsempfehlungen sich daraus ergeben.

Im Rahmen des Projekts „Writing Lab @FHWien der WKW“ (gefördert von der Stadt Wien, Laufzeit: 2023-2025) entwickeln wir Open Educational Ressources (OER), um die Schreib- und Lesekompetenz der Studierenden von Studienbeginn an zu fördern. Diese asynchronen Lernformate umfassen u. a. Podcasts, Lernvideos und Selbstlernkurse, die auf der Website „OWL-Online Writing Lab“ zeit- und ortsunabhängig abgerufen werden können.[i] Um die asynchronen Formate in der Zielgruppe der Bachelorstudierenden zu verankern, werden sie gemeinsam mit den synchronen Angeboten (d.h. Workshops und kollaborativen Austauschformaten wie Schreibwerkstätten) und den individuellen Beratungen im Sinne eines Blended Learning-Formats (Kerres 2018) verzahnt.    

Wie nun Blended Learning – also die Komposition von technologiegestützen Lernumgebungen, unterschiedlichen On- und Offline-Lernorten und Lernarrangements – lernförderlich orchestriert werden kann (Weinberger 2018) und welche Herausforderungen damit verbunden sind, möchte ich am Beispiel des  Formats „Sommerzeit = Schreibzeit“ aufzeigen, das im Sommer 2023 durchgeführt wurde.[ii]  

Blended Learning-Format: „Sommerzeit = Schreibzeit“

Das Format „Sommerzeit = Schreibzeit“ erstreckte sich über 14 Tage. Asynchrone Inhalte (gelb) wurden mit synchronen Formaten (blau) verschränkt, die wiederum durch individuelle und kollaborative Angebote (grün) ergänzt wurden (siehe Abb. 1). Grundlage für das Sommerprogramm bilden Lernvideos, die im Rahmen eines iMooX (Massive Open Online Course) veröffentlicht wurden. Die Lernvideos behandeln in fünf Lektionen (L1-L5) verschiedene Aspekte des wissenschaftlichen Schreibprozesses – von der ersten Themenidee bis hin zur Abgabe. Die Lektionen waren mit Aufgaben in ein Moodle-Forum eingebettet, das begleitend zum Sommerprogramm als Austausch und Kommunikationsplattform eingerichtet wurde.

Abb1.: Blended Learning Struktur von „Sommerzeit = Schreibzeit“ 2023 (eigene Darstellung)

Das Format „Sommerzeit = Schreibzeit“ war als Self-Blend Model konzipiert (Stake & Horn 2012), d.h. die Studierenden konnten je nach Bedarf selbst wählen, an welchen Aktivitäten und Angeboten sie teilnehmen wollten. Aufgrund dieser Freiwilligkeit und auch der außercurricularen Verortung des Angebots, zeigte sich in der begleitenden Evaluation eine unterschiedliche Nutzung der synchronen und asynchronen Inhalte. Insgesamt 99 Studierende meldeten sich selbstständig für den Moodlekurs an, der das Sommerprogramm begleitete, und erhielten täglich per E-Mail Nachrichten mit Lerninhalten. Am Kick-off-Workshop selbst, der als Präsenzveranstaltung an der Hochschule stattfand, nahmen 15 Studierende, vorwiegend aus den BA-Studiengängen, teil. Die im Anschluss an die Veranstaltung durchgeführte anonyme Fragebogenerhebung (paper based, n=15) ergab ein sehr positives Bild. Hervorgehoben wurden u. a.: „[D]er offene Austausch, aber vor allem, dass der Termin mitten im Sommer und vor Ort stattgefunden hat, das hat den ‚Kopf wieder ausgerichtet‘ in die Richtung BA“ bzw. die Vernetzungsmöglichkeit mit anderen Studierenden „Die Möglichkeit individuelle Fragen zu stellen; sich mit anderen in derselben Situation auszutauschen“. Die beiden folgenden themenspezifischen Workshop-Angebote wurden als synchrone Online-Formate mit jeweils ca. 30 teilnehmenden Studierenden durchgeführt. Im Gegensatz zum Kick-off-Workshop boten sie fachlichen Input und konnten von den Studierenden individuell gebucht werden. Die individuellen Schreibberatungen und kollaborativen Angebote wurden von den Studierenden im Vergleich zu den Workshops weniger in Anspruch genommen. Im Zeitraum des Sommerprogramms fanden beispielsweise lediglich fünf Beratungen mit Studierenden statt; die jedoch – durch das Sommerprogramm auf die Beratungen aufmerksam geworden – im darauffolgenden Wintersemester vermehrt auf die Beratungen zurückgriffen.

Learnings, Erfahrungen & Handlungsempfehlungen

Aus den Erfahrungen und Evaluationen lassen sich einzelne Handlungsempfehlungen für den erfolgreichen Einsatz von Blended Learning ableiten, die bei der Planung zukünftiger Blended Learning-Arrangements berücksichtigt werden können:

  • Formulierung von Lernzielen für die einzelnen Module: Das Sommerprogramm war in fünf Module mit jeweils einem Lernziel gegliedert. Die Kommunikation der Lernziele ist wichtig, da diese auch die Struktur des Blended Learning-Formats vorgeben.
  • Kommunikation und Austausch auch außerhalb der formalen, institutionellen Kommunikationswege anregen: Institutionelle Plattformen wie Moodle eignen sich weniger für den Austausch mit Peers. Studierende greifen verstärkt auf Kanäle und Medien zurück, die sie auch aus ihrem privaten Umfeld kennen ( z. B. Organisation von Lerngruppen über WhatsApp).
  • Möglichkeit der Auswertung von Nutzungsstatistiken für asynchrone Inhalte: Die Nutzungsstatistiken, die über Moodle abgerufen werden können, sind nur bedingt aussagekräftig, da die Studierenden die Inhalte zusätzlich per E-Mail erhalten und somit die Nutzung der Inhalte nicht ausgewertet werden kann. Darüber hinaus sind einige der verlinkten Inhalte auf anderen Plattformen (wie YouTube, iMooX oder Panopto) abrufbar, die ebenfalls keine detaillierte Auswertung der Nutzungsstatistiken erlauben. Im Nachhinein wurde über das Moodleforum ein Fragebogen an alle eingeschriebenen Studierenden verschickt. Die Rücklaufquote der Umfrage lag allerdings bei unter 10 % und ist daher nicht aussagekräftig, sondern spiegelt eher Einzelmeinungen wider: „Mein Wunsch war es, ein bisschen eine Führung zum großen Thema Bachelorarbeit zu bekommen. Ich hatte großen Respekt vor dem Start und habe tatsächlich Ansätze für mich gefunden mit denen ich sehr gut arbeiten kann!“; Besonders sinnvoll empfanden die Studierenden „die Quizzes, Videos, bzw. die abwechslungsreichen Lernmaterialien, auf die ich jetzt immer wieder zurückgreifen kann.“ bzw. auch „Der Präsenzworkshop war der beste Part.“. Um mehr Feedback zur Gestaltung der asynchronen Inhalte zu erhalten, kann z. B. eine Fokusgruppe mit Studierenden durchgeführt werden.   

[i] Näheres zum Projekt „Writing Lab @FHWien der WKW“ siehe Ruge, Wolfgang & Silke Schwaiger [im Erscheinen]. Von der Toolisierung zur Enkulturation der Digitalität. Förderung einer neuen Lernkultur anhand des Writing Lab der FHWien der WKW. In: Mrohs, Lorenz, Franz, Julia; Herrmann, Dominik; Lindner, Konstantin & Thorsten Staake (Hrsg.): Digitale Kulturen der Lehre entwickeln. Rahmenbedingungen, Konzepte und Werkzeuge. Wiesbaden: Springer VS.  

[ii] Das Format wurde bereits an anderer Stelle ausführlich beschrieben, siehe Schwaiger, Silke (2023). Writing Lab @FHWien der WKW. Nachhaltig Lese- und Schreibkompetenzen fördern. In: Marlene Miglbauer (Hg.), Hochschullehre in großen und kleinen Gruppen – Tagungsband zur 6. Online-Tagung Hochschule digital.innovativ, 58-64. Verfügbar unter https://www.ph-burgenland.at/forschung/publikationen/phb-hochschulschriften  

Kommentare