⚡ Die Relevanz von IT-Kompetenzen in unterschiedlichen Studiengängen
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Prof. Dr. Alexandra Weissgerber
In einer vernetzten, datengetriebenen Welt sind IT-Kompetenzen nicht nur für technische Studiengänge relevant. Anhand praxisorientierten Use Cases im Bereich Sport- und Tourismus-Management, werden in diesem Beitrag Schlüsselkompetenzen identifiziert, die über verschiedene Studiengänge hinweg relevant sind.
In einer zunehmend vernetzten und datengetriebenen Welt sind IT-Kompetenzen nicht länger auf technische Studiengänge beschränkt. Traditionell mögen Studiengänge wie z.B. im Bereich Tourismus oder Sportmanagement nicht sofort mit IT-Kompetenzen in Verbindung gebracht werden. Jedoch zeigt die Erfahrung, dass Absolventinnen und Absolventen dieser Programme zunehmend mit IT-bezogenen Herausforderungen in ihrem beruflichen Umfeld konfrontiert sind.
Das erste Beispiel (siehe Mindmap in den beiliegenden Folien), stammt von einer Beratung für eine touristische Bergdestination in Graubünden. Vor dem ersten Treffen haben Mitarbeiter der Destination – mit einem Hintergrund im Bereich Tourismusmanagement – eine Mindmap erstellt, um ihre Herausforderungen, Überlegungen und Schnittstellen zu Partnern und zu IT-Systemen zu erfassen. Die Zielsetzung dieser Mindmap war die Entwicklung einer zukunftsorientierten Strategie für die Destination sowie die Priorisierung der nächsten Schritte.
Die Analyse der Mindmap zeigt, dass eine erfolgreiche Strategie eng mit einer gut durchdachten IT-Strategie verknüpft ist. Ein positives Gästeerlebnis beginnt bei der Suche nach Unterkünften oder Aktivitäten und endet erst nach dem Verlassen der Destination, wobei eine langfristige Bindung zum Gast angestrebt wird. Diese Prozessabläufe erfordern ein tiefes Verständnis für die entsprechenden Abläufe.
Entlang dieser Prozesse spielen verschiedene IT-Systeme eine entscheidende Rolle, wie Buchungssysteme für Unterkünfte, Skischulen oder Bergbahnpässe. Wiederholte Dateneingaben bei der Buchung einzelner Aktivitäten könnten durch eine integrierte Gästekarte minimiert werden, was jedoch ein umfassendes Verständnis für Datenmanagement und Schnittstellen zwischen verschiedenen Systemen erfordert.
Die gesammelten Daten sind von unschätzbarem Wert für ein gezieltes Kampagnenmanagement zur Kundenbindung. Typischerweise werden Kundendaten in einem CRM-System gespeichert, das eine personalisierte Ansprache und Angebote je nach Kundenprofil ermöglicht. Dies wiederum erfordert spezifische Fähigkeiten in der Datenanalyse und im Kampagnenmanagement.
Das zweite Beispiel in den Folien stellt ein Forschungsprojekt vor, das im Januar 2024 gestartet wurde und den Titel "Leistungsmessung in der freien Natur" trägt. Dieses Projekt spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung des Gesundheitstourismus in der Destination Davos Klosters, indem es die bestehende Infrastruktur unter dem gemeinsamen Thema der Gesundheit und des Sports zusammenführt. Es konzentriert sich auf die Entwicklung eines Produkts zur Messung von Aktivitäten im Freien, wobei vordefinierte Strecken genutzt und leistungsrelevante Parameter mithilfe von GPS-Sensoren, Sensoren zur Messung der Sauerstoffsättigung im Muskel, Smartwatches und Atemmasken erfasst werden. Die Möglichkeit, Leistungen im Freien zu messen, bietet einen einzigartigen Mehrwert für verschiedene Zielgruppen, von gesundheitsorientierten sportlichen Gästen bis hin zu Spitzensportlern, die Wert auf die Fortführung ihres Trainings während des Urlaubs legen.
Das Forschungsprojekt "Leistungsmessung in der freien Natur" verdeutlicht die zunehmende Notwendigkeit von IT-Kompetenzen im Bereich Sport- und Gesundheitstourismus. Die erfolgreiche Integration verschiedener Technologien wie GPS-Sensoren, Smartwatches und Atemmasken erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch ein Verständnis für die effektive Nutzung und Analyse der erfassten Daten. Darüber hinaus zeigt das Projekt, wie fortschrittliche IT-Lösungen dazu beitragen können, einen einzigartigen Mehrwert für verschiedene Zielgruppen zu schaffen.
Die vorgestellten Beispiele verdeutlichen die zentralen IT-Kompetenzen, die in verschiedenen, nicht technischen Studiengängen benötigt werden. Hierzu zählt das Datenmanagement, welches das effiziente Erfassen, Speichern und Analysieren von Daten umfasst. Ebenso wichtig ist das Verständnis für IT-Systeme, einschliesslich der nahtlosen Integration und Verwaltung verschiedener technologischer Lösungen (Verständnis für Schnittstellen). Im Geschäftskontext zeigt sich die Bedeutung von IT-Systemen für die Steigerung der Effizienz, die Optimierung von Prozessen und die Kundenbindung. Zusätzlich ist ein Bewusstsein für Informationssicherheit und Datenschutz unerlässlich, um die Vertraulichkeit und Integrität von Daten zu gewährleisten und rechtliche Anforderungen zu erfüllen.
Die abgeleiteten IT-Schlüsselkompetenzen erstrecken sich auf weitere nicht-technische Studiengänge, was die Relevanz eines interdisziplinären Ansatzes zur Integration dieser Kompetenzen in die Curricula unterstreicht.
Erfahrungen in verschiedenen Studiengängen legen nahe, dass isolierte Module wie Wirtschaftsinformatik, Statistik oder Datenmanagement möglicherweise nicht ausreichen, um die Motivation der Studierenden zu fördern. Eine effektivere Lösung könnte darin bestehen, Module mit einem kohärenten Konzept zu gruppieren, das auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes zugeschnitten ist und den Studierenden ermöglicht, den Nutzen dieser Kompetenzen besser zu erkennen.
Prof. Dr. Alexandra Weissgerber
Fachhochschule Graubünden (FHGR)
Institut für Schweizerisches Informationswissenschaft (SII)
alexandra.weissgerber@fhgr.ch
https://www.fhgr.ch/personen/person/weissgerber/
Frau Prof. Dr. Alexandra Weissgerber ist seit 2017 Dozentin an der FHGR und lehrt IT-spezifische Module (Grundlagen von Informationssystemen, Wirtschaftsinformatik, Business Intelligence & Big Data, Java) sowie klassisches und agiles Projektmanagement. In ihrer Rolle als Projektleiterin «Vinavant Plus» arbeitet sie mit verschiedenen Studiengängen zusammen, um studiengangübergreifende Synergien zu erkennen und erfolgreich umzusetzen.